Bildung und Fundorte
Das Mineral Türkis ist ein eher selten vorkommendes, wasserhaltiges Kupfer-Aluminium-Phosphat mit der chemischen Zusammensetzung
CuAl6(PO4)4(OH)8 · 4 H2O. Anstelle von Aluminium kann Eisen als Fe3+ in die Kristallstruktur eingebaut werden (Diadochie), daher wird die chemische Formel auch oft als Cu(Al,Fe)6(PO4)4(OH)8 · 4 H2O angegeben.
Türkis kristallisiert im triklinen Kristallsystem und entwickelt meist traubenförmige oder erdig massige Aggregate. Mit dem bloßen Auge sichtbare Kristalle sind sehr selten und dann nur wenige Millimeter groß mit prismatischem bis nadeligem Habitus. Seiner charakteristischen blaugrünen Farbe verdankt die Farbe Türkis ihren Namen. Türkis gehört zur Mineralklasse der Phosphate, Arsenate und Vanadate und darin zur Abteilung der wasserhaltigen Phosphate mit fremden Anionen. Hierin ist es das namensgebende Mineral einer Gruppe von Mineralen mit gleicher Struktur aber unterschiedlicher Zusammensetzung (Türkisgruppe).
Reine Türkise erreichen eine maximale Mohshärte von knapp unter 6, was in etwa der Härte von Fensterglas entspricht. Je geringer die Härte ist, desto geringer ist auch die relative Dichte, die von 2,60 bis 2,90 g/cm³ reicht, und desto größer ist auch seine Porosität. Diese Eigenschaften hängen von der Größe des Steins ab. Der Türkis besitzt normalerweise einen wachsartigen Glanz und ist meist undurchsichtig, kann jedoch bei dünnen Scheiben transparent sein.
Türkise sind jedoch eher selten von reiner, blaugrüner Farbe. Viel häufiger werden sie mit kleinen Flecken übersät oder mit braunen, grauen oder schwarzen, spinnenwebenartigen Adern durchsetzt gefunden, der sogenannten Matrix (entsprechend Türkis-Matrix oder Matrix-Türkis). Diese besteht entweder aus anderen Mineralen wie beispielsweise Pyrit oder aus Nebengestein wie Limonit und anderen.
Türkis ist ein typisches Sekundärmineral. Es bildet sich meist oberflächennah bei der Verwitterung kupferhaltiger aluminiumreicher Gesteine. Das Kupfer kann entweder aus Kupfersulfiden wie Chalkopyrit (Kupferkies) stammen oder aus Carbonaten wie Azurit und Malachit. Das Aluminium stammt meist aus Feldspäten. Das Phosphat wird über phosphathaltige Lösungen angeliefert oder stammt direkt aus im Gestein vorhandenen Phosphaten wie Apatit. Selten finden sich daher auch Türkis-Pseudomorhosen nach Feldspat, dem Kupfermineral Chrysokoll und Apatit.
Im allgemeinen aber lagert sich Türkis in den Hohlräumen und Spalten verwitternder magmatischer Gesteine ab, oft zusammen mit Limonit und anderen Eisenoxiden, gelegentlich auch mit Alunit. Wird das Muttergestein während der Entstehung des Türkis von Kieselsäure durchdrungen, sorgt dies im Mineral für eine natürliche Stabilisierung. Türkis ist fast immer kryptokristallin, massiv und nimmt keine regelmäßige Form an. Kristalle sind selbst auf mikroskopischer Ebene sehr selten. Auch stalaktitartige Formen wurden gefunden. Selten ersetzt Türkis sogar fossile Knochen und Zähne, die im Wesentlichen aus Apatit bestehen. Bei Odontolit (Fossilknochen oder Elfenbein) geht man bisher davon aus, dass es durch Türkis oder ähnliche Phosphatminerale, wie das Eisenphosphat Vivianit ersetzt wird.
Türkis wurde als eines der ersten Minerale bergmännisch abgebaut, aber von den alten Minen sind heute nur noch wenige in Betrieb. Sie werden saisonabhängig und in kleinem Umfang, oft ohne oder nur mit geringer, technischer Hilfe, betrieben, da Türkis relativ selten ist und tief in der Erde liegt. In großen Kupferminen, besonders in den USA, wird Türkis jedoch oft als Nebenprodukt entdeckt.
Iran
Bereits vor mehr als 2000 Jahren war das damalige Persien einer der wichtigsten Lieferanten für edlen Türkis. Dort finden sich auch bis heute immernoch die schönsten Exemplare. Die Lagerstätten begrenzen sich dabei auf das von Minen durchlöcherte Gebiet um den 2012 m hohen Ali-Mersai Berg. Er liegt 25 km von Maschhad entfernt, der Hauptstadt der Chorasan Provinz. Türkis wird dort in verwittertem Trachyt gefunden, sowohl zwischen Limonit- und Sandsteinschichten, als auch im Geröll am Fuß des Berges. Die Ali-Mersai Mine und die Sinai-Halbinsel sind die ältesten bekannten Lagerstätten. Iranischer Türkis ist oft als Ersatz für Feldspat im Gebrauch. Obwohl er meistens mit weißlichen Flecken versehen ist, zieht man ihn wegen seiner Farbe und Härte oft dem Türkis aus anderen Orten vor. Der Iran ist schon seit Jahrhunderten eines der Hauptabbau- und Handelsgebiete und von hier aus kam wahrscheinlich auch der erste Türkis nach Europa.
Sinai-Halbinsel
Die alten Ägypter bauten Türkis bereits seit Vordynastischer Zeit (etwa 5500 v. Chr.) ab. Dokumentiert ist in diesem Zusammenhang unter anderem der Abbau in der „Maghara Wadi Mine“ auf der Sinai-Halbinsel etwa 3200 v. Chr.. Von den einheimischen Monitu wird das Gebiet deshalb als „Land des Türkis“ bezeichnet.
Es gibt sechs Minen in der Region, die sich allesamt im Südwesten der Halbinsel befinden und dort eine Fläche von 650 km2 einnehmen. Aus historischer Sicht sind Serabit el-Chadim und Wadi Maghareh die zwei wichtigsten Minen, da sie als eine der ältesten bekannten angesehen werden. Wadi Maghareh liegt ungefähr 4 km von einem antiken Tempel entfernt, welcher der Göttin Hathor gewidmet war.
Mittlerweile gelten die Minen auf der Sinai-Halbinsel als erschöpft und haben keine wirtschaftliche Bedeutung mehr. Sie sind jedoch nach wie vor von historischem Wert. Lediglich Beduinen besuchen ab und an die alten Lagerstätten und bauen dort Türkis mittels selbst hergestelltem Schießpulvers ab. Der Abbau ist auch nicht ganz ungefährlich, da in den Wintermonaten die Bergarbeiter von Sturzfluten überrascht werden können. Eine weitere Gefahr bildet der plötzliche Einsturz der Sandsteinminen, die oftmals nur provisorisch gestützt sind.
Türkis wird auf der Sinaihalbinsel im Sandstein gefunden, der ursprünglich mit Basalt überzogen war. Er ist normalerweise grüner als iranischer Türkis, aber auch härter und weniger brüchig. Dieses Mineral, das oft als ägyptischer Türkis bezeichnet wird, ist das lichtdurchlässigste von allen. Unter dem Mikroskop kann man in der Oberflächenstruktur viele kleine dunkelblaue Scheiben sehen; ein Phänomen, das man nur beim Sinaitürkis beobachten kann. In der Nähe von Eilat (Israel) kann man auch noch das Eilat-Gestein finden. Es ist eine Mischung aus Türkis, Malachit und Chrysokoll und wird oft als Israels Nationalgestein bezeichnet. Regionale Künstler, die Eilat weiter verarbeiten, verwenden es oft, um es an Touristen weiter zu verkaufen.
USA Der Südwesten der USA ist eine wichtige Quelle für den Türkis. Hauptlagerstätten sind oder waren dabei Arizona, Kalifornien (San Bernardino, Imperial und Inyo), Colorado (Countys Conejos, El Paso, Lake und Saguache), New Mexico (Countys Eddy, Grant, Otero und Santa Fe) sowie Nevada. Die Lagerstätten Kaliforniens und New Mexicos wurden dabei schon vor Kolumbus von den Ureinwohnern Amerikas mit Steinwerkzeugen bearbeitet. Cerrillos (New Mexico) sei dabei als die älteste Mine erwähnt. Sie war vor 1920 sogar die größte Mine der USA und ist heute so gut wie erschöpft. Die Apache Canyon ist heute die einzige Mine, die noch genug Türkis abbaut, um am Markt konkurrieren zu können.
Türkis wird in den USA als Erzader oder Einlagerung vorgefunden, bisweilen auch in kleinen Nuggets. Nicht selten ist er auch ein Nebenprodukt des Kupferbergbaus. Er ist meistens von schlechter Qualität und nur selten ist wirklich gutes Material, das dem iranischen Türkis in Farbe und Härte standhalten kann, dabei. Der hohe Eisengehalt bewirkt eine eher grüne oder gelbe Farbe und hohe Brüchigkeit (Kalktürkis) schließt eine Weiterverarbeitung des unbehandelten Türkis in der Schmuckindustrie aus. Die wertvollsten Funde der USA werden in Arizona gemacht, wobei der wunderschöne Bisbee Blue ein gutes Beispiel für den natürlichen Reichtum des Bundesstaates ist. Nevada ist der zweitgrößte Türkisproduzent der USA. Im Laufe der Zeit wurden hier etwas 75 bis 100 Minen erschlossen. Nevada-Türkis ist für seine „Spinnweben-Matrix“ bekannt, verursacht durch eine attraktive braune oder schwarze Limonitstreifung.
1912 wurde der erste Einzelkristall-Türkis in Lynch Station (Virginia) gefunden. Die Kristalle, die sich über dem Mutterstein bilden, sind so klein, dass ein Umfang von einem Millimeter Durchmesser schon als groß gilt. Bis 1980 wurde weithin angenommen, dass es diese Kristalle nur in Virginia gibt, aber heutzutage sind mindestens 27 weitere Fundorte bekannt. Dieser Türkis ist bei Sammlern sehr begehrt.
Um den Profit zu erhöhen und der Nachfrage entgegenzukommen, wird Türkis in den USA meistens nachbehandelt oder bis zu einem bestimmten Grad verbessert. Die Behandlungsmethoden reichen dabei von unschädlichem Wachsen bis hin zu kontroverseren Methoden wie Färben oder Imprägnieren.
Andere Fundorte
Seit über 3000 Jahren gilt China als eine der kleineren Türkisquellen. In den Provinzen Hubei (Zhushan) und Yunnan (Yunxian) wird in brüchigem, verkieseltem Kalkstein qualitativ hochwertiges Material, meistens in Form kompakter Nadeln, gefunden. Marco Polo berichtete darüber hinaus von Funden im heutigen Sichuan. Türkis wird in China meistens exportiert. Manchmal findet man aber auch Türkis–Schnitzereien, die den Jade-Schnitzereien sehr ähnlich sehen.
In Tibet, wo man den grünen Türkis schon lange schätzt, gibt es angeblich auch hochwertige Lagerstätten in den Bergregionen um Derge und Nagari-Khorsum. Die Existenz dieser Lagerstätten wird von einigen Experten aus Mangel an Beweisen angezweifelt.
Weitere Türkislagerstätten befinden sich in Afghanistan, Australien (Victoria und Queensland), Nordchile (Chuquicamata), Cornwall (Großbritannien), Sachsen, Schlesien (Polen) und Turkestan.
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