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Turmalin
 

 
 
Turmalin
Chemismus XY3Z6[(BO3)3T6O18(OH,O)3(OH,F,O)]

X=(Ca,Na,K,[]), Y=(Mg,Li,Al,Mn,Fe2+,Fe3+,V,Cr,Ti,Cu,[]), Z=(Al,Mg,Cr,V,Fe3+,Ti), T=(Si,Al,B,Be)

Mineralklasse siehe Einzelminerale
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse ditrigonal-pyramidal 3m
Farbe siehe Einzelminerale
Strichfarbe weiß
Mohshärte 7 bis 7,5
Dichte (g/cm³) 3 bis 3,2
Glanz Glasglanz
Transparenz durchsichtig bis undurchsichtig
Bruch muschelig
Spaltbarkeit keine, häufig aber Absonderung senkrecht
Habitus prismatische, säulige bis nadelige Kristalle, massige bis körnige Aggregate
häufige Kristallflächen  
Zwillingsbildung Selten zwillinge nach den Prismenflächen
Kristalloptik
Brechzahl
 
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
 
Pleochroismus
je nach Mineral teilweise sehr stark
Winkel/Dispersion
der optischen Achsen
2vz ~
weitere Eigenschaften
Phasenumwandlungen  
Schmelzpunkt  
chemisches Verhalten  
ähnliche Minerale  
Radioaktivität nicht radioaktiv
Magnetismus nicht magnetisch
besondere Kennzeichen Kristalle zeigen piezoelektrischen, pyroelektrischen Effekt und starken Pleochroismus
 

  Bilder

 
   
  Geschichte

Der Name Turmalin läßt sich von zwei singhalesischen Worten ableiten: toramolli = etwas Kleines aus der Erde , oder turamali = Stein mit gemischten Farben. Obwohl schon seit der Antike im Mittelmeerraum bekannt, wurde er Rubin, Smaragd oder anderen Farbsteinen zugeordnet. Erst der Import von ceylonesischen Turmalinen durch Holländer ab 1703 klärte die Eigenständigkeit dieses Steins. Seine Fähigkeit, sich durch Reiben oder Erwärmen elektrisch aufzuladen (piezo- pyroelektrischer Effekt), nutzten holländische Pfeifenraucher um mit ihm die Asche aus ihren Meerschaumpfeifen zu ziehen (Aschentrekker = Aschenzieher). Dieses Synonym wurde lange für den Turmalin angewandt.
 
     
  Bildung und Fundorte

Turmalin bildet sich primär aus sauren, borhaltigen hydrothermalen Lösungen. Er ist ein Kontaktmineral, welches durch Einwirkung von Magma auf das umliegende Gestein entsteht. Die stofflichen Zusammensetzung hängt von diesen beiden Komponenten und der Art und Weise des Kontakts ab.

Hydrothermale Bildung: Bei ihr laugt heißes Wasser umliegendes Gestein aus, dessen Mineralstoffe sich in dieser Flüssigkeit auflösen und bei der Abkühlung neue Mineralien auskristallisieren lassen. Bei hydrothermaler Bildung entsteht oft sehr klare Turmaline, z.B. Elbait und Liddicoatit in Farbvarianten Achroit, Indigolith, Rubellit und Verdelith, des weiterem Buergerit, Feruvit, Foitit und Povondrait.

Liquidmagmatische Bildung: Turmalin bildet sich direkt aus der Gesteinsschmelze zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Kristalle noch weitgehend ungehindert ausdehnen können. Dies bewirkt, daß sich voll ausgebildete Kristalle in granitischen Gesteinen finden. Die Mineralstoffe wurden dem Magma direkt entzogen, meist bilden sich eisen- und magnesiumhalige Turmalin-Varietäten wie Buergerit, Dravit und Schörl.

Pegmatitische Bildung: Wenn Pegmatit in feinen Verästelungen entsteht, vergrößert dies die Kontaktfläche zwischen Gestein und Magma - ideale Bedingungen zur Bildung des Turmalins. Eine weitere Entstehungmöglichkeit sind Blasenhohlräume, die sich schon in der pegmatischen Phase selber mit Mineralien gefüllt haben. Sowohl das bor- und silikathaltige Magma, als auch die Mineralstoffe, welche von ihm aus dem umliegenden Gestein herausgelöst wurden, sind für die stoffliche Zusammensetzung verantwortlich. Bei anteilig hohem Eisengehalt bilden sich Elbait, Feruvit, Foitit, Liddicoatit, Olenit, Schörl und Uvit.

Pneumatolytische Bildung: Hierbei werden silikathaltige Mineralien im Umgebungsgestein durch aggressive Borsäure-Dämpfe (H3BO3) gelöst und bilden wiederum ein Mineral - den Turmalin. Vorhandenes Eisen läßt Schörl entstehen; bei geringerem Eisenanteil und gleichzeitigem Vorhandensein von Lithium, Magnesium und Mangan bilden sich ebenso Elbait, Dravit und Tsilaisit. Elbait zeigt bei pneumatolytische Bildung seine Farbvarianten, Indigolith, Rubellit und Verdelith.

Turmaline werden in erster Linie nach ihrem Chemismus unterschieden:

Buergerit: NaFe3+3Al6[(FIO3I(BO3)3ISi6O18]+Fe2+,Ca,K,Mg,Ti Farbe mittel- bis dunkelbraun, wurde 1966 nach dem amerikanischen Kristallographen Martin J.Buerger benannt.

Chromdravit: Farbe dunkelgrün bis schwarzgrün

Dravit: Farbe braun, gelb, grün. Seinen Namen erhielt er 1884 durch den österreichischen Professor für Mineralogie Gustav Tschermak an der Universität Wien in Anlehnung an seinen Fundort an der Drave.

Elbait: Diese Varietät findet sich in allen Farben. 1913 wurde der Name von W.Verdansky für die vielfarbigen Turmaline auf der Insel Elba vergeben. A.S.Powarennykh übertrug Elbait 1972 auf die gesamte Turmalin-Varietät.

Feruvit: Farbe schwarz. Sein Name wurde ihm 1989 wegen seiner chemischen Nähe zum Uvit (Ferrum-Uvit) verliehen.

Foitit: Farbe dunkles Indigoblau bis purpur. 1993 nach dem amerikanischen Mineralogen Franklin F.Foit jr. benannt.

Liddicoatit: Alle Farben incl. farblos. Wurde 1977 nach dem amerikanische Gemmologen Richard T.Liddicoat benannt. Liddicoat wird ausnahmslos in Madagaskar gefunden, Antsirabe ist die bekannteste Fundstelle.

Olenit: Farbe blaßrosa, 1986 nach seinem Fundort am Fluß Olenek in Sibirien benannt.

Povondrait: Farbe schwarz; wurde zuerst 1979 von Kurt Walenta und Pete J.Dunn als Ferridravit bezeichnet, da er als eisenhaltiger Dravit angesehen wurde. 1993 benannt nach Pavel Povondra, einem Turmalin-Fachmann der Prager Karls-Universität.

Schörl: Farbe schwarz. Schörl war im 15.Jahrhundert der Begriff für unnützes Erz im Bergbau. 1562 wurde Schürl, bzw. dessen Vorkommen im Erzgebirge durch Johannes Mathesius (1504 - 1565) beschrieben. Es ist auch eine Ableitung von dem Ort Tschorlau möglich, wo Kassiterit vergesellschaftet mit Schörl gefunden wurde.

Tsilaisit: Farbe dunkelgelb, wurde er 1929 von Wilhelm Kunitz nach seinem Fundort Tsilaisina/Madagaskar benannt.

Uvit: Farbe hell- bis dunkelbraun. Namensgebung 1977 nach seinem Fundort in der Provinz Uva/Sri Lanka.

Bei Elbaiten und Liddicoatiten werden die verschiedenen Farben unterschieden. Da sich die Namen auf das optische Erscheinungsbild beziehen, sind sie bekannter und gebrächlicher als die mineralogische Bezeichnung.

Achroit: griech. der Farblose, bezeichnet er klare, farblose Turmaline (Elbait und Liddicoatit).

Indigolith: griech. blauer Stein, steht er für blaue Turmaline (Elbait und Liddicoatit).

Rubellit: lat. rubellos = rötlich. Name für rosa bis rote Turmaline (Elbait und Liddicoatit).

Apyrit: griech. a-pyrites = ohne Feuer, bezeichnet violette Turmalin-Varietäten. Das Synonym Siberit steht für rote bis violette Turmaline aus Mursinka/Sibirien.

Verdelith: lat. grüner Stein, bezeichnet grüne Turmaline (Elbait und Liddicoatit).

Turmalin ist trigonal, der Querschnitt der Kristalle ist dreieckig. Bei prismatischen Kristallen zeigen die Seiten deutliche Längsrillen und sind nach außen gewölbt. Die Endflächen können glatt, faserig oder dreiflächig sein.

Das Bezeichnendste des Turmalins ist seine Farbenvielfalt. Einfarbige (monchrome) Turmaline sind eher selten, meist hat ein Kristall mehrere Farben (polychrom) oder unterschiedliche Töne. Es gibt drei Arten der Farbverteilung:

epizonare Polychromie: Horizontale Farben liegen im Kristall übereinander, verursacht durch unterschiedliches Angebot von Mineralstoffen und Spurenelementen während der Entstehung. Handelsnamen sind Regenbogen- oder Polychrom-Turmalin. Weisen die Kristalle eine schwarze oder rote Spitze auf, werden sie als Mohrenkopf, bzw. als Türkenkopf bezeichnet.

konzentrisch-zonare Polychromie: Der Kristall hat vertikale Farbzonen wie Jahresringe bei einem Baum. Ihre Schönheit zeigen sie erst im Querschnitt als Turmalinscheiben. Als Wassermelone werden Turmaline mit rotem Kern und grünem Rand bezeichnet.

pyramidal-prismatische Polychromie: Unterschiedliche Farbzonen umhüllen sich wie aufeinandergesetzte hohle Pyramiden, ähnlich den Wachstumszonen des Phantomquarzes. Von außen kaum einzusehen, offenbaren sie als Querschnitt ausgeprägte mehrfarbige Dreiecke.

Das Turmalin-Katzenauge entsteht in unterschiedlichen Farben, doch lediglich rosa und grüne Varietäten zeigen einen scharfen Lichtstreifen. Verursacht wird das Chatoyieren durch dünne Hohlkanäle oder fasrige Einschlüsse fremder Kristalle.

     
  Verwendung

Wegen seiner besonderen elektrischen Eigenschaften wird Turmalin in der Elektronik verwendet. Weitaus größer ist seine Bedeutung als beliebter Schmuckstein, der mit Ausnahme des Schörls der gehobeneren Preisklasse angehört.
 
     
  Sternzeichen

Steinbock, Widder, Waage, Skorpion
 
   
  Fälschung und Imitationen

Glas und synthetischer Spinell (als synth.Turmalin angeboten) sind die häufigsten Imitationen. Durch Brennen und Bestrahlen läßt sich die Farbe aufhellen, bzw. intensivieren.
 
     
  Literatur

 
     
  Weblinks